Internationale Komunistische Partei |
Vor zehn Jahren ist der Artikel “Die Internationale Kommunistische Partei ist einzig und international” erschienen, und wir glauben nicht, dass wir seit damals etwas hinzufügen oder berichtigen müssten. Er behandelt und stellt wichtige Grundsätze des Programms und des Lebens der Partei vor (1).
Allfällige Unklarheiten für die Werktätigen oder für die heutige Jugend können verstanden werden, indem unsere periodisch erscheinenden Druckerzeugnisse verfolgt und gelesen werden und das gesamte übrige Material konsultiert wird, das in jahrzehntelanger Kollektivarbeit von Dutzenden anonymen Genossen und Genossinnen geordnet und zusammengestellt worden ist. Es ist gemäß der Parteipraxis nach dem Prinzip des Organischen Zentralismus gearbeitet worden. Generationen von Mitstreitern und Mitstreiterinnen haben trotz der vielen Schwierigkeiten, die sie auf sich haben nehmen müssen, den neuen Generationen eine Menge an geschichtlichen Erkenntnissen weiterzugeben gewusst, die sonst in Vergessenheit beraten wären.
Der heute herrschende Imperialismus hat die genuinen proletarischen Kämpfe obsiegen können, nicht so sehr wegen seiner innewohnenden Macht, sondern wegen dem Verrat und der Korruption von Menschen und Parteien; die mit etwas Rot und “Kommunismus” bemäntelt den proletarischen Massen gegenüber sich immer hinterhältig verhalten haben; dies nicht nur in den industriell weiterentwickelten Ländern, sondern auch dort wo die Revolution gewonnen hatte: im Russland der Soviets.
Was die deutschen Revolutionäre von der russischen Revolution hielten, können wir im Leipziger Volksblatt nachlesen: “In Russland hat das Proletariat die politische Macht übernommen: es ist ein Ereignis von Weltbedeutung. Niemals hat das Proletariat eine so wichtige Aufgabe wie heute vor sich gehabt”. Am 14. November schrieb die gleiche Zeitung: “Mit unseren Herzen, deutsche Proletarier sind wir in diesen Stunden mit unseren sich im Kampf befindenden russischen Genossen. Sie sind die die Avantgarde der Menschheit (...)
In einem an die Arbeiterklasse Europas und Amerikas gerichteten Brief schrieb Lenin: “Als der deutsche ‚Spartakushund‘ mit so weltbekannten und so weltberühmten, der Arbeiterklasse so treu ergebenen Führern wie Liebknecht, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und Franz Mehring endgültig seine Verbindung mit Sozialisten vom Schlage Scheidemanns (...) abbrach (...) als der ‚Spartakusbund‘ den Namen ‚Kommunistische Partei Deutschlands‘ annahm, da war Gründung einer wahrhaft proletarischen, wahrhaft internationalistischen, wahrhaft revolutionären III. Internationale, der Kommunistischen Internationale, Tatsache geworden. Formell ist Gründung noch nicht vollzogen, aber faktisch die III. Internationale heute schon”.
Die echten Kommunisten erwarten immer noch das Wiederaufleben der kommunistischen Kräfte in Deutschland, die ihre geschichtlichen Voraussetzungen wieder finden sollten trotz Eliminierung des revolutionären deutschen Proletariats durch die nazistische Reaktion; sicherlich fand dies statt mit der Komplizenschaft der Sozialdemokratie und des Stalinismus, die dazu beigetragen haben, zwei ganze proletarische Generationen zu vernichten und zu desorientieren.
Auf der Iswestija intervenierte Trotski am 1. Mai 1919 und stellte fest: “Wenn heute Moskau das Zentrum der III. Internationale ist, wird sich morgen – davon sind wir fest überzeugt – dieses Zentrum gegen Westen verschieben, nach Berlin, Paris, London. Mit Freude hat das russische Proletariat im Kreml die Repräsentanten der Weltarbeiterklasse empfangen, aber mit noch größerer Freude wird es seine Repräsentanten zum II. Kongress der Kommunistischen Internationale in eine der westlichen Hauptstädte Europas schicken. Ein internationaler kommunistischer Kongress in Berlin oder Paris wird in der Tat den vollständigen Sieg der proletarischen Revolution in Europa bedeuten und möglicherweise auf der ganzen Welt”.
Das war damals nicht möglich, aber die Kommunisten und Kommunistinnen arbeiten, um dieses Ziel zu verwirklichen. Wir wissen, dass die Geschichte der Klassenkämpfe in verschieden langen Zeiträumen sich abspielen, manchmal in Zyklen, die Jahre dauern, und dem Bewusstsein der entrechteten Massen nicht wahrnehmbar sind; da die Massen der bürgerlichen Schönfärberei unterworfen sind oder schlimmer wenn diese opportunistisch oder pfäffisch ist. Viele sind die Beispiele, die das bestätigen, nicht nur im “fortgeschritteneren” Europa, wo weiterhin der Kult der (bürgerlichen) Demokratie und der (Lohn-) Freiheit triumphieren; sondern auch in den Ländern Osteuropas, wo ein aufdringlich wachsender Kapitalismus sich als Kommunismus ausgegeben hat. Ebenso können wir dort neben mutigen Demonstrationen der Werktätigen auch das Wiederaufleben von reaktionären religiös gefärbten und nationalistisch kleinbürgerlichen Gefühlen beobachten.
Das sind die Ausströmungen der Verwesung vom Kadaver des Imperialismus, der dazu tendiert, die wertvollsten Energien der proletarischen Jugend zu zerstören; indem ihnen ständig durch die hinterhältige bürgerliche Propaganda und Kultur eingetrichtert wird, dass die merkantilistische und kapitalistische Gesellschaft die letzte mögliche der Geschichte sei.
Die Lösung der jetzigen menschlichen Vorgeschichte hängt vom Wiederaufleben der Klasse der Werktätigen in den industrialisierten Ländern aller Kontinente ab, aber in erster Linie von der deutschen. Das Wiederaufleben wird durch die Partei erkennbar sein, die sich kohärent für eine Revolution aller Werktätigen aller Länder einsetzt.
Die Partei der Kommunistischen Revolution ist einzig und International
150 Jahre nach der Veröffentlichung des Manifests der Kommunistischen Partei, mit dem der Kapitalismus durch den Ruf: “Proletarier aller Länder vereinigt euch!” her-ausgefordert wurde und von dem aus die Erbauung der Kommunistischen Weltpartei begann, scheint heute diese alte Bestrebung zusammengebrochen zu sein.
Damals beschrieb Marx die Merkmale, die das Proletariat als eine historische Klasse definieren; obwohl es in jenem Anfangsstadium nur wenig Proletarier in den westlichen europäischen Ländern gab, aber vorausahnend, dass die wirtschaftliche Entwicklung die Länder in den Teufelskreis des modernen Kapitalismus hineingeschleppt hätte und die große Masse der Einwohner in allen Kontinenten proletarisiert hätte. Der unaufhaltsame Weg zur Proletarisierung hat Riesenschritte gemacht. Mit dem Manifest erklärte Marx dem Proletariat, kein Volk zu sein, aber eine unterscheidbare Klasse gegenüber anderen Klassen des Volkes, mit eigenen historischen Interessen. Nach so langer Zeit möchten die heutigen falschen Arbeiter-parteien die Arbeiterklasse zum Punkt dorthin zurück-führen, von wo aus sie sich entwickelt und unterschieden hat, indem die eine allgemeine Lehre entwickelte und sich in einer revolutionären Partei organisierte. Sie möchten wiederum das Proletariat in einem formlosen und unergründlichen Volk verwirrt sehen, im Getto der Nation und der Betriebe einsperren. Sie wollen das Proletariat vom befreienden Kommunismus entfernen und einer mystifizierenden Demokratie preisgeben. Die sogenannten “Modernen”, die “Erneuerer” schlagen den Werktätigen vor, geschichtlich gesehen zum Anfangspunkt zurückzukehren.
Diese der Geschichte widersprechende Haltung finden wir in jenen, die müde sind, die menschlichen Beziehungen und die Produktionsverhältnisse mit den Mitteln der Klassenwissenschaft zu erforschen; sie bevorzugen gerade angenehme, passende und provisorische Lösungen oder Entscheidungen, um sorglos in den Tag hinein leben zu können. Sie bevorzugen eher alte, erprobte Mittel der lange bestehenden Klassenkämpfe zu zerstören, als anonym und unbekannt in der unerlässlichen täglichen Arbeit als Kämpfer, Engagierter der kommunistischen Revolution zu arbeiten. Diese möchten die politische Partei der Klasse zu gewissen unwürdigen Methoden der Demokratie hinführen, aus “Scham” wird sie “proletarische” Demokratie genannt. Die Partei wird als Wiedergeburt von einer Summe von verkuppelten Hybriden (im Sinn verschiedener politischer Ansichten) in Aussicht gestellt, die womöglich durch bedenkliche Dosierungen von unrichtigen Praktiken von Mehrheitsverhältnissen und Bürokratie zusammengehalten werden sollten; um dann schließlich in ein hierachisches System der besten Marktschreier und Karrieremacher zu landen. Wer die Rettung des momentanen Zusammenbruchs der revolutionären Welle auf dies Weise sucht ist nicht nur außerhalb des linken Spektrums, sondern euch außerhalb des größeren Rahmens der Klasse.
Gerade in dieser kleinbürgerlichen Art oder in der der Arbeiteraristokratie werden haufenweise die verdrehtesten Theorien weitererzählt, ein, gefundenes Fressen für Karrieremacher.
Doktrin und politische Partei
“Ich glaube, die nächste Internationale wird – nachdem Marx‘ Schriften einige Jahre gewirkt – direkt kommunistisch sein und geradezu unsere Prinzipien aufpflanzen” (Brief von F. Engels an A. Sorge vom 12. Sept. 1874).
Engels spricht hier von der ersten Internationale, die drei Jahre später nach den Opfern der Pariser Kommune aufgelöst wurde. Am 6. März 1895 schrieb Engels in seiner Einleitung zu den Klassenkämpfen in Frankreich, indem er die Geschichte der Arbeiterbewegung mit besonderem Bezug zu 1848 analysierte: “Damals die vielen unklaren Sektenevangelien mit ihren Panazeen (Allheilmittel), heute die eine allgemein anerkannte, durchsichtige klare, die letzten Zwecke des Kampfes scharf formulierende Theorie von Marx...”. Der Kampf des Marxismus um die Herausbildung der Theorie fing um 1840 mit den bekannten Schriften gegen die “Junghegelianer” an und wurde gegen Ende des Jahrzehnts gegen den Proudhonismus fortgesetzt. Während den späteren sechziger Jahren begleitete die kritische Analyse der Positionen, die sich im revolutionären Jahr von 1848 gebildet hatten, die enorme Arbeit, die sich Marx auferlegt hatte, im Gebiet der allgemeinen und wirtschaftlichen Theorie im Zusammenhang mit dem Werk des Kapitals. Dieses ist nicht nur ein Werk über Ökonomie, sondern eine systematische Abhandlung über wirtschaftliche Fragen in Relation zu sozialen und politischen. Leider konnte das Werk nicht vollständig gemäß den anfänglichen Absichten beendet werden. Im Jähre 1848 werden mit dem Kommunistischen Manifest die Grundlagen des Marxismus gebildet, die nicht zufällig die Form eines “Parteiprogramms” annehmen. Engels hat mehrmals auch nach dem Tod von Marx gesagt, dass das Manifest immer noch aktuell sei.
In dieser Symbiose zwischen Theorie und Programm zwischen Doktrin und Partei liegt die hauptsächliche Eigenart des Marxismus. Die Theorie kristallisiert sich im geschichtlichen Programm des klassenmäßigen Handelns, dies wird zur Grundlage des emanzipatorischen Kampfs des Proletariats. In dieser Verschweißung sticht das Proletariat aus dem Haufen des sogenannten “Volkes” hervor und bildet eine Klasse mit einem Programm, einer Doktrin und einer eigenen Organisation, die von den anderen Klassen losgebunden sind.
Von hier beginnt die lange Entwicklung, während der, zwischen Siegen und Niederlagen das Proletariat dazu neigt und neigen wird, sich als Klasse in der Kommunistischen Partei zu identifizieren. Die Kommunisten ihrerseits werden sich während allen geschichtlichen Ereignissen bemühen die Klasse so zu leiten, wie es selbst im Manifest gut erklärt ist: “Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer weiter treibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus”. Es ist in diesem Sinn, dass der Marxismus im Proletariat zum größten Ansehen gelangt. So ist es nicht möglich, die Geschichte der Klassenkämpfe aufzuzeichnen, ohne zugleich die Geschichte des Kampfes der Kommunistischen Partei gegen die anderen Theorien darzulegen. Aber aus dem kann nicht gesagt werden, dass nunmehr der marxistische Kommunismus an der Spitze des Weltproletariats sei und dass er dessen Bewusstsein erobert habe. Die Geschichte verläuft nicht nach einer harmonischen Evolution gegen höhere Daseinsformen zu. Auf glanz-volle Perioden, die voll von historischem Wert sind, alternieren sich ungewisse und schlaffe Zeiten, in denen alle Fortschritte der vergangenen Perioden in Nichts aufzugehen scheinen.
Zwei historische Perioden
was die Entstehung der marxistischen, Partei anbelangt, so scheint es uns sinnvoll, zwei Zeitabschnitte zu unterscheiden: einen von 1848 bis 1890 und einen von 1890 bis heute. Während der ersten Periode muss sich der Marxismus mit Theorien auseinandersetzen, die keine hinreichende Interpretation der Gegebenheiten gaben und nicht auf ein politisches Handeln hinstrebten, auch wenn sie sich bei ihren Interpretationen auf den Kampf zwischen den Klassen basierten.
In der zweiten Periode hingegen muss sich der Marxismus stets mit Theorien auseinandersetzen, die den Marxismus so interpretieren wollen, dass er nachher keinen revolutionären Inhalt mehr hat. Die erste Periode unterscheidet sich von der zweiten durch das Hervorgehen der ersten Internationale, die nicht marxistisch war, während sich in der zweiten Periode der Marxismus in der großen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands behauptete. Diese Partei inspirierte die zweite Internationale; dieselbe Partei wurde von allen sozialistischen Parteien als sichere Wegweiserin betrachtet, und das bis zur dritten Internationale, die als Organisation mit marxistischer Doktrin ausgerufen wurde.
In der ersten Phase findet auch die Emanzipation des Proletariats vom sektenhaften Dasein und von deren Theorien statt. Das Ziel war eine Organisation aufzubauen, die von der übrigen Volksmasse und der bürgerlichen Demokratie herausstach. In dieser Periode standen die Kommunisten in den ersten Reihen und gingen im Juni 1848 auf die proletarischen Barrikaden. Es folgten auch der Kölner Prozess und die Verurteilungen. Aber nach all diesen Ereignissen findet und stärkt sich die Absonderung der Proletarier von den anderen Parteien, und wir gelangen zur Gründung der Internationalen Arbeiter Assoziation, d.h. der ersten Internationale. Engels kommentiert: “Sie hatte zum Zweck, die gesamte streitbare Arbeiterschaft Europas und Amerikas zu einem großen Heereskörper zu verschmelzen. Sie konnte daher nicht ausgehen von den im Manifest niedergelegten Grundsätzen. Sie musste ein Programm haben, das den englischen Trade-Unions, den französischen, belgischen, italienischen und spanischen Proudhonisten und den deutschen Lassalleanern die Tür nicht verschloss. Dies Programm – die Erwägungsgründe zu den Statuten der Internationale – wurde von Marx mit einer selbst von Bakunin und den Anarchisten anerkannten Meisterschaft entworfen. Für den schließlichen Sieg der im Manifest aufgestellten Sätze verließ sich Marx einzig und allein auf die intellektuelle Entwicklung der Arbeiterklasse, wie sie aus der vereinigten Aktion und der Diskussion notwendig hervorgehen musste. Die Ereignisse und Wechselfälle im Kampf gegen das Kapital, die Niederlagen noch mehr als die Erfolge, konnten nicht umhin, den Kämpfenden die Unzulänglichkeit ihrer bisherigen Allerweltsheilmittel klarzulegen und ihre Köpfe empfänglicher zu machen für eine gründliche Einsicht in die wahren Bedingungen der Arbeiter-Emanzipation. Und Marx hatte recht” (In der Vorrede zur deutschen Ausgabe des Kommunistischen Manifests von 1890).
Während den neun Jahren der ersten Internationale, d.h. von 1864-1874, siechten der Proudhonismus und die Lasseallaner dahin; und der Anarchismus lebte am Rande der Arbeiterbewegung. Sogar die stockkonservativen Trade-Unions mussten zugeben: “Der kontinentale Sozialismus hat seine Schrecken für uns verloren”.
Engels fährt fort und kommentiert den Anschluss der englischen Trade-Unions so: “Der kontinentale Sozialismus war aber schon 1887 fast nur noch die Theorie, die im Manifest verkündet wird”. Schon vor einem Jahrhundert charakterisierten der wissenschaftliche Sozialismus als Doktrin, das kommunistische Programm des Manifests und die Partei der Internationalen Arbeiter-Assoziation den Prozess der Emanzipation des Weltproletariats.
Die Wegweiser des geschichtlichen Prozesses für den Sieg des Proletariats sind somit gekennzeichnet. Der große Wunsch der Werktätigen ist keine Utopie mehr, die an Propheten und Helden überlassen wird.
Um dieses Ziel zu erreichen, war es notwendig, die nicht wissenschaftlichen Theorien des “reaktionären”, “kleinbürgerlichen”, “feudalen” und “konservativen” oder “bourgeoisen” Sozialismus nach der zusammenfassenden Aufstellung im Manifest zu bekämpfen. Es war vor allem notwendig, gegen die praktischen Folgen dieser Theorien zu kämpfen.
Jene Polemiken sind bekannt, wie diejenige z.B., welche von den Verfechtern dies Kapitalismus “die persönliche Diktatur von Marx” über die Internationale genannt wird. Dazu aufgezählt werden der sogenannte despotische Zentralismus des Generalrats von London, der Kampf gegen den anarchistischen Individualismus sowie gegen den demokratischen Föderalismus.
Die notwendig gleichbleibende Doktrin kann im geschichtlichen Prozess erkannt werden
Bereits im Manifest von 1848 sind die grundlegenden Elemente des Programms wie Taktik, Grundsätze und Ziele des militanten Kommunismus beschrieben. Von dieser Grundlage aus gehen alle nachträglichen Entwicklungen der Klassenkämpfe und der praktischen Hinweise der Kommunistischen Partei. Im dritten Kapitel des Manifests “Sozialistische und kommunistische Literatur” werden die Doktrinen und die praktischen Handlungen der verschiedenen Sozialismen beschrieben. Es gibt eine enge Analogie zwischen den damaligen “Sozialismen” und den heutigen “Marxismen”. Im Folgenden wird dies ersichtlich werden. Die verschiedenen Strömungen der damaligen “Sozialismen”, die damals auch existierten, waren nicht falsche, theoretische Vorstellungen, sondern sie waren praktische Anweisungen an das Proletariat; damit es nicht für sich oder höchstens dem Anschein nach für sich kämpfte. Der “feudale Sozialismus” stellte den Werktätigen das Bürgertum als neue Herrschaftsklasse dar, unter der sie untergehen würde. Sie warf dem Bürgertum vor, “dass sie ein revolutionäres Proletariat, als dass sie überhaupt ein Proletariat erzeugt”. Der “kleinbürgerliche Sozialismus” ergriff “die Partei der Arbeiter vom Standpunkt des Kleinbürgertums”. Diesen verschiedenen Varianten des “reaktionären Sozialismus” wird der “konservative oder Bourgeois-Sozialismus hinzugefügt, der verssucht, “den sozialen Missständen abzuhelfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern”. Als Beispiel führt Marx die Philosophie des Elends von Proudhon. Lesen wir die Steilen betreffend den “bürgerlichen Sozialismus”, um deren bis heute bleibende Aktualität zu erkennen.
“Die sozialistischen Bourgeois wollen die Lebensbedingungen der modernen Gesellschaft ohne die notwendig daraus hervorgehenden Kämpfe und Gefahren. Sie wollen die bestehende Gesellschaft mit Abzug der sie revolutionierenden und sie auflösenden Elemente. Sie wollen die Bourgeoisie ohne das Proletariat.
Eine zweite, weniger systematische und mehr praktische Form des Sozialismus suchte der Arbeiterklasse jede revolutionäre Bewegung zu verleiden durch den Nachweis, wie nicht diese oder jene politische Veränderung, sondern nur eine Veränderung der materiellen Lebensverhältnisse, der ökonomischen Verhältnisse, ihr von Nutzen sein könne. Unter Veränderung der materiellen Lebensverhältnisse versteht dieser Sozialismus aber keineswegs Abschaffung der Bürgerlichen Produktionsverhältnisse, die nur auf revolutionärem Wege Täglich ist, sondern administrative Verbesserungen, die auf dem Boden dieser Produktionsverhältnisse vor sich gehen, also an dem Verhältnis von Kapital und Lohnarbeit nichts ändern, sondern im besten Fall der Bourgeoisie die Kosten ihrer Herrschaft vermindern und ihren Staatshaushalt vereinfachen” (Manifest der Kommunistischen Partei, 1848).
Von diesen Feststellungen können wir folgern, dass Marx und Engels die heutigen Verdreher schon damals kannten; aber vielleicht hätte sich Marx nicht vorstellen können, dass diese den Kommunismus im Namen von Marx verraten hätten.
Lenin beschrieb in Marxismus und Revisionismus (1908) den Revisionismus so: “Auf dem Gebiet der Philosophie segelte der Revisionismus im Kielwasser der bürgerlichen professoralen ‚Wissenschaft‘. Die Professoren gingen ‚zurück zu Kant‘ – und der Revisionismus trottete hinter den Neokantianern her; die Professoren käuten die abgedroschenen pfäffischen Banalitäten gegen den philosophischen Materialismus wieder – und die Revisionisten murmelten mit herablassendem Lächeln (Wort für Wort nach dem letzten Handbuch), der Materialismus sei längst ‚wiederlegt‘; die Professoren behandelten Hegel als ’toten Hund’, zuckten über die Dialektik verächtlich die Achseln, obwohl sie selber Idealismus predigten, aber einen tausendmal seichteren und vulgäreren als den Hegelschen – und die Revisionisten folgten ihnen in den Sumpf der philosophischen Verflachung der Wissenschaft, indem sie die ‚raffinierte‘ (und revolutionäre) Dialektik durch die ‚einfache‘ (und ruhige) ‚Evolution‘ ersetzten (...) die Revisionisten rückten ihnen an die Seite, bemüht, die Religion nicht dem modernen Staat, sondern der Partei der fortgeschrittensten Klasse gegenüber zur ‚Privatsache‘ zu machen”.
Der “Marxismus” der heutigen Abweichler sagt wieder das gleiche wie die Neokantianer und die Revisionisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts!
Lenin schreibt weiter: “Geht man zur politischen Ökonomie über, suchte man durch ‚neues Material über die Wirtschaftsentwicklung‘ auf das Publikum Eindruck zu machen.
“Man erklärte, in der Landwirtschaft vollziehe sich überhaupt keine Konzentration und keine Verdrängung des Kleinbetriebes durch den Großbetrieb, und auf dem Gebiet des Handels und der Industrie gehe sie nur äußerst langsam vor sich. Man erklärte, die Krisen seien jetzt seltener und schwächer geworden, und die Trusts und Kartelle würden es wahrscheinlich dem Kapital ermöglichen, die Krisen gänzlich zu beseitigen. Man erklärte, die ‚Theorie des Zusammenbruchs‘, dem der Kapitalismus entgegengehe, sei unhaltbar, denn es trete eine Tendenz zur Abstumpfung und Milderung der Klassengegensätze zutage. Man erklärte schließlich, dass es nicht schaden könne, auch die Marxsche Werttheorie nach Böhm-Bawerk zu korrigieren”.
Man braucht nicht viel hinzuzufügen: nach sechs Jahren bricht 1914 der erste große Weltkrieg aus, nach drei Jahren die erste große sozialistische Revolution, die siegreich verlief, und nach drei weiteren Jahren bricht wieder eine tiefe wirtschaftliche Krise mit ihren Höhen und Tiefen aus, unter anderem diejenige von 1929 bis 1933; und diese lange Krise wird mit einem anderen katastrophalen Weltkrieg von 1939 bis 1945 beendet.
Es ist zu beachten, was Lenin 1908 dazu schrieb: “Auf dem Gebiet der Politik hat der Revisionismus versucht, nun wirklich die Grundlage des Marxismus, nämlich die Lehre vom Klassenkampf, zu revidieren. Politische Freiheit, Demokratie, allgemeines Wahlrecht entzögen dem Klassenkampf den Boden, sagte man uns, und dadurch werde der alte Satz des Kommunistischen Manifests: die Arbeiter haben kein Vaterland – unrichtig. In der Demokratie dürfe man, da ja der “Wille der Mehrheit” herrsche, weder den Staat als Organ der Klassenherrschaft betrachten noch auf Bündnisse mit der fortschrittlichen, sozialreformerischen Bourgeoisie gegen die Reaktionäre verzichten” (Marxismus und Revisionismus, 1908).
Mit diesen gleichen Worten rechtfertigen oder rechtfertigten Leute wie Carrillo, Marchais oder Berlinguer und dergleichen den Kniefall vor dem internationalen kapitalistischen Regime. Mit Worten und Meinungen, die schon vor siebzig Jahren und mehr gegen den wissenschaftlichen Sozialismus und gegen den Marxismus angewendet wurden. Mit dieser alten Leier revisionieren die falschen kommunistischen Parteien nicht nur die Doktrin, die sie zu respektieren schwören, sondern lenken vor allem auch die Energie der Klasse in die Unterwerfung vor dem kapitalistischen Regime. Die Wurzel des Revisionismus am Ende des 19. Jahrhunderts ist die gleiche wie die “Sozialismen” der ersten Periode und der heutigen “Marxismen”: die Interessen des Kleinbürgertums. So fasste es Lenin zusammen: “Worin besteht seine Unvermeidlichkeit in der kapitalistischen Gesellschaft...? Weil es in jedem kapitalistischen Land neben dem Proletariat immer auch große Schichten des Kleinbürgertums, der Kleineigentümer gibt. Der Kapitalismus entstand und entsteht immer wieder aus der Kleinproduktion. Eine ganze Anzahl von ‚Mittelschichten‘ wird vom Kapitalismus unausbleiblich immer wieder neu geschaffen (Anhängsel der Fabrik, Heimarbeit, kleine Werkstätten, die infolge der Bedürfnisse der Großindustrie, zum Beispiel der Fahrrad- und Automobilindustrie, über das ganze Land verstreut sind, usw). Diese neuen Kleinproduzenten werden ebenso unausbleiblich wieder in die Reihen des Proletariats geschleudert. Es ist ganz natürlich, dass die kleinbürgerliche Weltanschauung in den großen Arbeiterparteien immer wieder zum Durchbruch kommt. Es ist ganz natürlich, dass es bis zu den Peripetien der proletarischen Revolution so sein muss und stets so sein wird; denn es wäre ein großer Fehler zu glauben, die ‚volle‘ Proletarisierung der Mehrheit der Bevölkerung sei notwendig, damit die Revolution durchführbar werde” (Marxismus und Revisionismus, 1908).
Diese “Mittelschichten” heben die Illusion, Großkapitals mit denjenigen des Proletariats vereinbaren zu können, um nicht periodisch zwischen die Zange der zwei hauptsächlichen Klassen zu gelangen. Schon seit den Zeiten von Proudhon ist das immer die größte Bestrebung des Kleinbürgertums gewesen. Marx hebt in seinem Buch gegen die Philosophie des Elends diese Haltung der Mittelschichten hervor und erkennt in Proudhon den Philosophen und Ökonomen des Kleinbürgertums.
Der deutsche Revisionismus sogleich gefolgt vom französischen und italienischen begannen im Namen des Proletariats und des Sozialismus mit der “chirurgischen” Transplantation der Philosophie, der Wirtschaft sowie auch der Politik des Kleinbürgertums. in die Lehre des Marxismus.
Der Opportunismus als Politik des Revisionismus
All die Bemühungen des Revisionismus beginnen mit der “Korrektur” der marxistischen Doktrin auf dem Gebiet der Theorie, der Wirtschaft und der Taktik, um damit auf die vollständige Verdrehung der Schlussfolgerungen für die Praxis hinzuzielen, d.h. auf die Verdrehung des revolutionären Charakters, der auf die proletarische Klasse zugeschnitten ist. Der Revisionismus auf dem Gebiet der Theorie wird zum Opportunismus auf dem Gebiet der politischen Arbeit.
Dies geschah während der Zeit der 2. Internationalen, in der zwei Flügel, ein reformistischer und ein revolutionärer, sich gegenüberstanden. Jener reformistische Flügel war begünstigt durch die Bedingungen einer relativen, friedlichen Entwicklung des Kapitalismus, während der man vom Verbot der Vereinigungen und der Arbeiterparteien, zu deren Tolerierung hinüberging.
Die kapitalistischen Regierungen wurden der Tatsache gewahr, dass es äußerst gefährlich für die Unversehrtheit des bürgerlichen Regimes gewesen wäre, der Arbeiterklasse direkt gegenüberzutreten; vor allem seit die deutsche Partei mit weiser Politik fähig gewesen war, die Legalität auszunutzen, um ihre Organisation sowie ihren Einfluss im Land zu stärken. Ohne die Hilfe des Revisionismus hatte das Regime die revolutionäre Welle nicht besänftigen können. Der Revisionismus verwandelte: den Kampf um die Reformen in einem nur um die Reformen willens; die Legalität in Legalismus; das unstabile Gleichgewicht zwischen den Klassen in Pazifismus zwischen den Klassen. So brachte dieser Revisionismus die Partei zu Handlungen, die die Partei in eine entgegengesetzte Richtung trieben als es von Marx vorgesehen war.
So war es, dass nachher die Partei vom sozialdemokratischen Revisionismus durchdrungen war, sie passte sich soweit der “Realität” des Kapitalismus an, dass sie sich dem imperialistischen Weltkrieg anschloss.
Die theoretische “Diskussion” und die akademische Nachforschung nach einer Doktrin verwandelten sich rasch in eine politische Richtung, die verglichen mit der ursprünglichen entgegengesetzt war.
Die orthodoxen Marxisten mussten wieder die theoretischen Grundlagen darlegen, um die infektartige Krankheit zu bekämpfen, die daran war die ganze sozialistische Bewegung zu befallen. Diese Marxisten engagierten sich, um letztlich die internationale Partei vor dem Zusammenbruch zu bewahren.
Lenin und die bolschewistische Partei führten diesen Zusammenstoß mit dem vollen Bewusstsein an, dass “Der ideologische Kampf des revolutionären Marxismus gegen den Revisionismus am Ausgang des 19. Jahrhunderts bedeutete nur eine Vorstufe zu den großen revolutionären Schlachten des Proletariats, das trotz aller Schwankungen und Schwächen des Spießbürgertums dem vollen Sieg seiner Sache entgegenschreitet”.
Das war Lenin, und wenn wir jetzt das Rad der Geschichte vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts in unsere Zeit drehen, so muss festgestellt werden: Der Kampf des revolutionieren Marxismus gegen den revisionistischen Opportunismus gegenüber der revolutionären Theorie sowie gegen dessen Verrat am kommunistischen Programm charakterisiert den Wiederaufbau der einzigen Weltpartei des Proletariats. Das ist eine unersetzliche Vorbedingung des revolutionären Klassenkampfes.
Die Dritte Internationale
Die Entstellungen und die Niedergeschlagenheit des revolutionären Marxismus haben ihren “theoretischen” Ursprung in diesem geschichtlichen Zeitabschnitt. Das ist der Grund, dass wir die betrügerischen Motive des heutigen Opportunismus so gut kennen, der nichts Neues hinzugefügt hat, auch wenn er es theoretisch zu zeigen versucht hat. Dazu kommt, dass die heutige Welle des Verrats bei weitem schärfer und infamer ist als der Reformismus und der Sozial-Patriotismus jener Zeit.
Die These, die wir bestätigen wollen, ist jene, dass es notwendig ist, die politische Partei des Proletariats auf der Basis des revolutionären Marxismus aufzubauen. Und dies in offener Ablehnung von abweichenden Thesen, die alle rückführbar sind bis zu Parteibildungen gemäß den Schemata der ersten, zweiten und dritten Internationale.
In dieser Hinsicht sind wir die einzigen, den Standpunkt der kommunistischen Linke Italiens während der Komintern weiterzuführen. Wir halten fest, keine polemische Kritik abhandeln zu wollen, auf welche Weise versucht wurde, die internationale Partei’ aufzubauen. Es geht darum, die determinierenden geschichtlichen Bedingungen Vergleich mit den politischen und programmatischen Standpunkten zur analysieren, die die kommunistische Bewegung hat einnehmen müssen, um die proletarischen Massen auf Positionen zu bringen, die immer mehr progressiver waren und die mit der Notwendigkeit des revolutionären Kampfes und der Machtergreifung übereinstimmten.
Auch Lenin wie mehrmals erwähnt hätte eine kompaktere Internationale gewollt. Aber das Aufkommen der revolutionären Krise und das Gehen auf die Straße von Millionen von Proletariern und Ausgebeuteten bestimmten (wie in allen wahren revolutionären Parteien) den Mut, den definitiven Schlag (was in jenem Zeitabschnitt für möglich schien) gegen den die internationale Macht des Kapitalismus auszuteilen.
Der erste Kongress der Komintern (Kommunistischen Internationale) von 1919 zeigte der italienischen Linke und Lenin auf, dass die politischen Kräfte, die bereit waren zu kämpfen, (d.h. die Parteien des Proletariats) stark uneinheitlich waren; auch wenn der revolutionäre Sieg in Russland Enthusiasmus hervorgerufen hatte. Dieser Kongress wurde nach einer direkten Kontaktaufnahme zwischen Bolschewisten und den Delegationen der sozialistischen Parteien und Arbeitergruppen von Europa, Amerika und Australien beendigt. Es wird so erst mit dem zweiten Kongress des nachfolgenden Jahres möglich sein, die fundamentalen Grundlagen der 3. Internationale festzusetzen. Die Thesen des Kongresses lösten gut die hauptsächlichen Fragen auf dem Gebiet der Doktrin, des Programms und der Organisation, aber mit dem Niedergang der damaligen revolutionären Welle kamen die tiefen Meinungsverschiedenheiten im Gebimst der Taktik sowie auch über Organisationsfragen und interne Arbeitsmethoden zum Vorschein. Es kam fast zum Wackeln der gemeinsamen Grundlagen, die doch so dauerhaft erschienen. Wenn die Partei den revolutionären Sieg nicht erringt, ist dies eine ihrer Konsequenzen, weil das Leben der politischen Partei an die revolutionäre Welle gebunden ist.
Als Parallelismus: wie die 3. Internationale mit Verachtung des Reformismus und des Sozialpatriotismus, verkörpert durch die sozialdemokratischen Parteien der 2. Internationale, gegründet wurde, so wird die revolutionäre kommunistische Partei, die den nächsten Ansturm des Proletariats leiten wird, mit Verachtung der abweichenden Positionen wieder aufblühen müssen, die die Komintern zerrütteten. Die heutige geschichtliche Situation ist charakterisiert durch den kompletten Zusammenbruch der alten kommunistischen Bewegung; die ehemaligen kommunistischen Parteien sind tiefer gelandet als jene Parteien der 26 Internationale, in dem Sinn, dass sie anarchistische Reaktionen erzeugen, die noch entstellter sind als diejenigen, des Anarcho-Syndikalismus, besonders was die Form der Partei anbelangt, der gegenüber nur Verachtung und Misstrauen geschürt wird.
Es ist bekannt: die “Linke” stufte die revolutionäre Welle, den Höhepunkt der letzten Monaten von 1919, so ein, dass sie der Niederlage der kommunistischen Revolution in Deutschland (in der ersten Hälfte von 1920) abnehmen werde. Die Überzeugung aber bekräftigte das Engagement, rege am Aufbau der kommunistischen Partei zu arbeiten und folglich an der festen Verteidigung der pro-grammatischen, theoretischen taktischen Grundsätze_ des revolutionären Marxismus. Auf der anderen Seite waren die ehemaligen Sozialdemokraten, die haufenweise in die Komintern kamen, damit beschäftigt, die politische Linie der internationalen Partei zu brechen, und im Voraus zu den Theorien von Stalin die “nationale Partei”, ein Pendant des “Sozialismus in einem Land”, aufzubauen. Auf diese Linie hin schwenkte man offensichtlich ein, und zwar jedes Mal, wenn die Exekutive in Moskau vorgab, eine entsprechende Antwort auf die auftretenden Probleme zu geben, dabei opferten sie Korrektheit und Unnachgiebigkeit. Auf diese Art und Weise verstärkten sich die halb überzeugten Kräfte, die in den kommunistischen Parteien aufgenommen wurden, um größeres Gewicht der Bewegung zu geben. Diese aber hielten hingegen wenn möglich das Ruder in die falsche Richtung, um der Internationale einen anderen Kurs aufzuzwingen.
Bestochen durch den kapitalistischen Staat versucht heute eine Reihe von Verleumdern mit unzähligen Publikationen zu beweisen, dass die Revolution Gegenstand der Archäologie ist; und wenn der Kommunismus nicht prädominiert hat, so deswegen weil die Partei durch die “Diktatur”, die “Tyrannei” und durch das “Fehlen der Freiheit” erstickt worden sei. Aber die Geschichte der 3. Internationale beweist das Gegenteil. Die von der Kommunistischen Linke, d.h. mit der Schreibfeder des revolutionären Marxismus, hat zu Genüge aufgezeigt, dass die Revolution in Europa, selbst in Russland und weltweit zusammengebrochen ist, weil die Internationale Partei, die mit dem Blut des Proletariats und unter marxistischer Leitung gerade aufgebaut wurde, gezeigt hat, dass sie zu “wenig Diktatur”, zu “wenig Unnachgiebigkeit”, zu “wenig Ernsthaftigkeit” gegenüber all denen ausgeübt hatte, die nur halb überzeugt waren. Die Revolution hätte viel strenger durchgreifen müssen.
Zentrale Fragen
Die kommunistische Linke Italiens, zusammen mit den deutschen Spartakisten und den Bolschewisten, war sich im Klaren, dass in Moskau die Weltpartei aufgebaut wurde. Auch bevor die kommunistische Linke Italiens die Kommunistische Partei Italiens (PCd‘I) gründete, nahm diese (zuvor als Fraktion im alten PSI tätig) am zweiten Kongress der Komintern im Juli 1920 teil. Es war ihr Verdienst, dass die Aufnahmebedingungen, die berühmten 21 Punkte von Moskau strenger und strikter formuliert wurden.
Dieser erschwerte Zutritt zur Komintern sollte die “halbherzigen” Kommunisten in hohem Masse zurückdrängen. Aber schon am zweiten Kongress (Juli 1920) kamen zwei Grundfragen ans Tageslicht, über welche die angeschlossenen Parteien abweichende Positionen formulierten oder sogar deswegen sich voneinander entfernten. Ein erstes Problem betraf den “revolutionären Parlamentarismus”, ein zweites die Arbeit in den reformistischen Gewerkschaften.
1920 hatte Lenin kurz vor dem 2. Kongress (2) seine berühmte Broschüre Der Radikalismus, die Kinderkrankheit des Kommunismus fertig geschrieben. In diesem Werk behandelt er speziell die Positionen der holländischen “Tribunisten”, der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) und der italienischen Linken.
Die italienische Linke war mit Lenin einverstanden, dass in den reformistischen Gewerkschaften gearbeitet werden müsse, sogar in den “reaktionären”, um die werktätige Masse vor dem Einfluss der Sozialdemokratie zu entreißen, die mit dem konterrevolutionären Bürgertum sich alliiert hatte. In der Frage bezüglich des Parlaments war sie mit Lenin nicht einverstanden, wie auch nicht mit den holländischen Tribunisten und den syndikalistischen Deutschen, mit den letzteren für die Art und Weise, wie sie die Ablehnung formulierten, die typisch anarchistisch war. Für die italienische Linke, aber auch für Lenin, war der Problembereich nicht so sehr die parlamentarische Angelegenheit als vielmehr die taktischen Mittel, um die beachtlichen proletarischen Kräfte von der opportunistischen Kontrolle zu lösen, und sie in ein revolutionäres Feld zu führen. Das hauptsächliche Argument Lenins stützte sich auf die russische Erfahrung der Einberufung der konstituierenden Versammlung, und deren darauffolgenden Auflösung mit Waffengewalt. Die Haltung der italienischen Linken beruhte in der negativen Bilanz des Parlamentarismus in den industrialisierten Ländern; sie gab Lenin recht, dass in Russland eine parlamentarische Taktik möglich gewesen sei wegen der Abwesenheit einer parlamentarisch-demokratischen Tradition in jenem Land.
Die Linke erkannte auch, in Übereinstimmung mit seinen Thesen, dass nicht eine Auswahl der “einfacheren” Mittel, Methoden einfach herbeigerufen werden könne; dass aber auch nicht der spezielle Charakter der Kommunistischen Partei durch die hinterlistigen Gefahren, die die Parlamentarische Praxis in sich birgt, ersetzt werden könne. Vor allem sollten in dieser Phase einer revolutionären Krise alle Anstrengungen der Partei auf die Vorbereitung der Revolution gerichtet werden, dessen Epizentrum – Lenin stimmte hier zu – außerhalb des Parlaments, auf den Plätzen, in den Fabriken liegt, im illegalen und bewaffneten Kampf, in der generellen Mobilisation der Massen.
Die geschichtliche Betrachtungsweise der Linken war – wie es die darauffolgenden Ereignisse gezeigt hatten – vorteilhafter, um zu erkennen, dass die kommunistischen Deputierten das gleiche Ende machen würden wie die sozial-demokratischen, dass sie durch den bürgerlichen staatlichen Apparat zermalmt würden und dass das Bürgertum selbst die Parlamente gerade in jenen Ländern liquidieren würde, wo der revolutionäre Kampf weit fortgeschritten war, so in Italien und in Deutschland. Hingegen bestanden die Parlamente weiterhin in jenen Ländern, in denen diese dazu verholfen hatten, die Klassenerhebungen einzudämmen wie in Frankreich und England. Die historische Aufgabe, das Parlament aufzulösen, hatte das kapitalistische Bürgertum selbst erfüllt, obwohl es ein kommunistisches Ziel hätte sein sollen. Die russische Taktik erwies sich für den “fortgeschritteneren” Westen als ungeeignet.
Vollständig verschieden war die Frage bezüglich einer Mitarbeit in den reformistischen Gewerkschaften. Lenin und die Linke waren sich einig, in diesen tätig zu sein, um die Leitung der Proletarier zu gewinnen, mittels gewerkschaftlichen kommunistischen Fraktionen; und es sollte versucht werden, die Gewerkschaften unter sozialdemokratischer Leitung nicht zu spalten, aber in diesen die Oberhand zu erlangen, und nur in der Unmöglichkeit, kommunistische Gruppen zu organisieren und revolutionäre Propaganda durchzuführen, auszutreten. Auf jeden Fall hätte jede Anstrengung, unternommen werden müssen, um sich mit den in den offiziellen Gewerkschaften eingegliederten Proletariern zu verbinden. Gegenteiliger Meinung waren die Revolutionären Syndikalisten der englischen und amerika-nischen Vertretungen, die unter anderem sich gegen die These wehrten, dass die Partei eine Vorrangstellung gegenüber den Gewerkschaften und anderen wirtschaftlichen Kräften habe. Diese zwei Problemkreise, bezüglich der Arbeit in den “reaktionären” Gewerkschaften und der Vorrangstellung der Partei stecken noch heute den “Extremisten” im Hals.
Der 2. Kongress beschloss auch die Gründung einer internationalen gewerkschaftlichen Zentrale: die Rote Gewerkschafts-Inter-nationale; in dieser hätten sich weltweit die kommunistisch geführten Gewerkschaften organisieren müssen, als Gegenpol zur gelben gewerkschaftlichen Zentrale in Amsterdam, die von Sozialdemokraten kontrolliert wurde.
Auch gegenüber den Thesen bezüglich der Gründung von Soviets opponierten die französischen, italienischen (außer der italienischen Linken, die sie unterstützte), amerikanischen und englischen Repräsentanten, die behaupteten, dass die Soviets sofort und nicht kurz vor dem revolutionären Ansturm hätten gegründet werden sollen, da sie spezifische Organe der Machtergreifung und nicht ewige Einrichtungen der proletarischen Organisation seien.
Uneinigkeit herrschte auch über die Nationalitäten- und Kolonialfrage, die in den Thesen von Lenin und des Inders Roy behandelt wurden, die teilweise durch “zusätzliche” Thesen ergänzt wurden, um den Eindruck zu mildern, dass die Thesen den Akzent der internationalen Revolution auf die Kolonialländer setzen würden, anstatt auf die industrialisierten Metropolen. Serrati und Graziadei enthielten sich der Stimme sowie auch der Spanier Pestagna. Das Problem der Verbindung der Revolution in den Kolonien mit jener in den “fortgeschritteneren” Ländern wollte Lenin mit einer globalen revolutionären Front gegen den internationalen Kapitalismus lösen; und das mit Hilfe eines Netzes der autonomen kommunistischen Parteien, die unabhängig gegenüber den demokratischen und nationalen Befreiungsbewegungen waren. Die kommunistischen Parteien sollten aber die demokratisch-bürgerlichen Bewegungen unterstützen, wenn sie für den Aufbau von Arbeitern- und Bauern-Sowjets waren. Dieser Vorschlag wurde verändert mit dem präzisierenden Zusatz, dass die Kommunisten die revolutionären nationalistischen Bewegungen unterstützen sollten. Der “Kompromiss” zielte darauf hin, die Erhebungen der Völker des Ostens nicht von den revolutionären Kräften des westlichen Proletariats zu isolieren, die Haltung von Teilnahmslosigkeit speziell von Serrati und Pestagna wurde verworfen.
Die Thesen über die “Rolle der kommunistischen Partei”, jene über “die grundlegenden Aufgaben der Kommunistischen Internationale” und “die Aufnahmebedingungen” zeigten mit all den anderen Thesen den Weg zu einer internationalen Partei und nicht zu einer Föderation von Parteien. In den darauffolgenden internationalen Kongressen bleibt der Aufbau der Weltpartei, trotz der wiederholten Verkündungen der Exekutive, bei einer Reihe von Hindernissen stecken, die objektiv durch den Prozess des realen revolutionären Kampfes entstanden, aber es fehlte die Fähigkeit, diesen Problemen eine korrekte und angebrachte Antwort zu geben.
Vom 3. Kongress der Komintern im Juli 1921 an können wir eine Distanzierung von den Thesen des 2. Kongresses feststellen, das geht schließlich weiter bis zum Zusammenbruch der Komintern. Die Linke ist die einzige gewesen, die in diesen sechzig Jahren eine genaue umfassende Analyse über die Niederlage der Revolution gemacht hat. Eine Analyse, die hauptsächlich auf dem revolutionären Marxismus beruht, die in Thesen und Texten dargelegt ist, die durchwegs in der kommunistischen Tradition von Marx bis Lenin liegen; weil es eine Kontinuität der Positionen zwischen der Partei von 1848 und derjenigen von 1978 gibt (3), da das Proletariat keine nationale Klasse ist und weil die Revolution ein internationaler Prozess darstellt.
Die heutige kleine Partei bezeichnet sich als international, nicht wegen seiner heutigen geographischen Ausbreitung, sondern wegen seiner langen Bestrebung, eine weltweite kommunistische Organisation aufzubauen, die auf den gesamten Positionen basiert, die von der kommunistischen Linken ausgearbeitet worden sind; denn auch sie ist international und nicht nur “italienisch”, weil Marx, Engels, Lenin, Trotski usw. dem ganzen Proletariat aller Zeit sind.
Aus all diesen Gründen haben wir Einladungen, d.h. Vorschläge über “Zusammenschlüsse”, “Übereinkommen” und “Bündnisse” auf organisatorischem sowie politischem Gebiet abgelehnt; weil uns von den historischen Tatsachen her bewusst ist, dass sich unser effektiver Einfluss in der Klasse mit einer künstlichen Erweiterung der Organisation nicht erhöht.
Das Problem der Parteiorganisation ist weder eine zweitrangige noch eine formale Angelegenheit. Gerade die Linke musste sich der Zentrale in Moskau widersetzen, als nunmehr die Art und Weise sehr gravierend erschien, wie die Führungskräfte der Partei “angestellt” und “entlassen” wurden (diese Ausdrücke sind hier passend), je nachdem ob sie der Exekutive angenehm oder nicht waren. Das Auseinander- und Zusammengehen der Partei war vom hin und her der Positionen bestimmt, die von der Internationale erteilt wurden; bis für das Zentrum die abtrünnige Notwendigkeit erreicht wurde, innerhalb der nationalen Sektionen der Komintern eigene spezielle Fraktionen zu bilden. In jenem Moment hörte die Komintern auf, sich im Sinne der einzigen Weltpartei zu verhalten und kehrte auf diese Weise zur rückläufigen Föderation von nationalen Parteien zurück. Die interne Funktionsweise der Komintern öffnete sich auf diesem Weg damit auch Adern Opportunismus.
Die Art, wie sich die Partei strukturiert, beeinflusst ihr Ziel und umgekehrt. Jeder Aspekt des komplexen Lebens der Partei untersteht wechselseitigem Einfluss. Daraus folgern Sich auf die Linke zu berufen impliziert die Anerkennung des Kampfes, den sie bis heute auf jedem Gebiet hat bestreiten müssen; und nicht nur denjenigen, den sie 1921 in Livorno führte.
Im Behandeln: der vielfältigen Fragen, welche das Fundament der zukünftigen Weltpartei von morgen betreffen, stellen wir die Bedingungen der Linken nicht aus Überheblichkeit der Partei, aber aus der Überzeugung, dass es die einzigen sind, die von der Phase der Bewegungen zu jener der Weltpartei führen.
Die Linke unterscheidet sich von allen “Extremisten von Links” unter diesem Aspekt, weil sie nicht Teil einer vorgetäuschten “revolutionären kommunistischen Bewegung” ist. Da es aber nur einen Kommunismus gibt, kann die Linke sich die Partei nicht als eine Blütenlese von “Dialektiken” vorstellen, wie es der PC d‘I oder die Komintern waren, die von der Gegenrevolution “aufgefressen” wurden.
Die damalige Kommunistische Partei Italiens (PCd‘I), Sektion der Komintern, und die Komintern sind für immer gestorben, nachdem sie eine Strecke des proletarischen, revolutionären Kampfes gekennzeichnet hatten. Die alleinige Weltpartei wird als starke Partei aus den Trümmern des Zusammenbruchs nur auf der Basis des revolutionären Marxismus wieder aufblühen, von dem die Linke eine Verkörperung darstellt. Die Linke hat eine kohärente und ununterbrochene Tradition seit dem Manifest von 1848 bis heute. Es ist die Tradition des revolutionären Marxismus, sinnverwandt mit Kommunismus. Es ist die Kontinuität von Programm und Prinzipien während des nun mehr als hundertjährigen Zeitalters von Klassenkämpfen, Siegen und Niederlagen des Proletariats. Es Besteht eine taktische Kohärenz in der Gesamtheit der geschichtlichen Bedingungen, die weder immer homogen noch leicht zu interpretieren waren. Es handelt sich um einen organisatorischen Aufbau, der an den Zentralismus der Partei gebunden ist. Das war so sowohl während der ersten Internationale zu erkennen (damals war die Hauptaufgabe, zum ersten Mal eine Organisation aufzubauen, die hauptsächlich proletarisch und emanzipiert von der bürgerlichen Demokratie war) als auch während der 3. Internationale, als die Aufgabe der zentralisierten Führung in der kommunistischen Weltbewegung darin bestand, die durch den ersten Weltkrieg und die Oktoberrevolution geschaffene revolutionäre Situation und Krise in die Entfesselung der internationalen Revolution umzuwandeln.
Welche Organisation zeichnet sich durch diese Absichten aus? Welche politische Gruppe, Partei oder Schule kann das gleiche behaupten? Wenn diese sich bemühen, in der langen Geschichte des Kommunismus die “Fehler” zu finden, dann endet die Linke auf die Anklagebank.
Haben vielleicht der Anarchismus und der revolutionäre Syndikalismus dauerhafte Erfolge erlangt mit ihrem Eklektizismus und ihrer “krankhaften” Furcht vor der Partei?
Der Labourismus, der deutsche “kommunistische” Syndikalismus und die anderen kleinen Auswüchse, die durch den Syndikalismus generiert wurden, haben diese vielleicht die proletarischen Niederlagen in Siege umgewandelt mit ihrem vergeblichen Versuch, den historischen Lauf des revolutionären Marxismus zu unterbinden? Die “Kommunismus-Korrektoren” haben weder den geringsten Erfolg erlangt, noch haben sie den geringsten bereichernden, theoretischen oder taktischen Beitrag bezüglich des revolutionären Prozesses des Proletariats erreicht.
Es ist eine ziemlich kümmerliche Sache, die Linke des Sektierertums anzuklagen wegen ihrer ausdrücklichen Ablehnung von nichts bringenden Abkommen alten oder neuen Stils. Als Beweis dafür wird unangebracht und taktlos die Spaltung in Livorno von 1921 oder das Schicksal der Komintern aufgezählt.
Es ist gerade die Erfahrung der Komintern und besonders des PC d‘I unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg, die zeigt, dass die einzige Partei des Proletariats nur auf den Grundlagen der Linken wieder aufleben wird. Diese Grundlagen sind erhärtet durch die Erfahrung einer langen und mühsamen Arbeit von revolutionärer Kritik. Das ist der Weg, den wir berücksichtigen müssen. Ein anderer Weg wäre derjenige, der heutigen großen und starken abtrünnigen Parteien, die aber die kapitalistische Macht starken, und deswegen ein gegenrevolutionäres Verhalten ist.
Es gibt keine andere Wahl: entweder mit der Linken für die kommunistische Partei, die ein gewisse Disziplin und Hingabe fordert oder mit ihren Gegnern und Gegnerinnen, die oft getarnt als “Kritiker”, “Fraktionisten”, “Realisten” auftreten oder als Anarchisten und als extremistische Syndikalisten.
Wie und wann ist der großartige Kampf des revolutionären Proletariats, sich in eine internationale Partei zu organisieren, brutal unterbrochen worden? Die punktuelle und hinreichende Antwort liegt in der Geschichte der Degenerierung der Komintern. Eine Degenerierung, die die Linke erlebt und bekämpft hat, und dies auch couragiert und furchtlos, da der größere Teil von ihnen mit dem Leben hat dafür bezahlen müssen. An einem gewissen Entwicklungsgrad der Degenerierung gelangt, nahm der Kampf in Namen der Unnachgiebigkeit die Form eines wahren Klassenkampfes an. Ein Kampf, der gleichzeitig einerseits außerhalb der Partei gegen die Weißgardisten des Bürgertums, und dessen fünfte sozialdemokratische Kolonne geführt werden musste, andererseits innerhalb der Partei gegen abtrünnige Positionen, die zuerst von ahnungslosen “rechtsstehenden”; dann von “Zentristen” verteidigt wurden. Positionen, die später mittels Waffengewalt der “Stalinisten” durch-gesetzt wurden.
Die datierbaren Kämpfe haben eine präzise Zielsetzung gehabt, die
folgend zusammenfassend aufgelistet werden.
1921: gegen die “Einheitsfront” von
Parteien; dagegen für eine gewerkschaftliche Einheitsfront.
1922: gegen die
damalige “Arbeiterregierung”, die für eine parlamentarische Verbindung zwischen
Kommunisten und Sozialdemokraten war; für die einzig mögliche Arbeiterregierung,
jene der Diktatur des Proletariats seiner kommunistischen Partei.
1923: gegen
eine Arbeiter- und Bauernregierung, d. h. eine Degenerierung der
“Arbeiterregierung”.
1924-26: gegen die Wahlblöcke und die Fusionen mit dem
vermeintlichen linken Flügel der Sozialdemokratie; gegen den ideologischen
Terrorismus und die organisierte Erpressung; gegen die schwankenden Methoden
bezüglich der Taktik und gegen die Unterwerfung der Kommunistischen
Internationale unter dem russischen Staat.
Dies sind zusammengefasst die wichtigsten Gebiete, in denen die Linke gekämpft hat. Damit hatte sie versucht, die Komintern davon abzuhalten, in den Opportunismus zu fallen. Die offizielle Geschichtsschreibung hat einen schweigenden Vorhang über die Kämpfe der Linken gelegt. Der große “kritische” Beitrag der falschen Kommunisten besteht darin, zu beweisen, dass der revolutionäre Marxismus gescheitert ist und dass andere “Wege” und “Formeln” gesucht werden müssen.
Vom 2. Kongress der Komintern (19209 bis zu den Thesen der Linken nach dem zweiten Weltkrieg.
Es kann nicht ernsthaft behauptet werden, dass die Linke an den Eckpfeilern des revolutionären Marxismus festhält, und zugleich sie beschuldigen, dass sie gegenüber den “neuen” Impulsen der Geschichte taub geblieben sei. Eine andere dümmere Haltung ist, jene zu behaupten, dass “damals” die Positionen der Linken richtig waren, aber heute überholt seien; wie wenn eine undurchdringliche Trennwand das Gestern vom Heute trennen würde; und warum nicht auch die Gegenwart von der Zukunft?
Es war nicht erfreulich, auf welche Art die Komintern sich gebildete hatte. Die Linke war richtigerweise davon überzeugt, dass die Komintern sich von dem, das “rechts” oder in der “Mitte” der alten Parteien der 2. Internationale lag, hätte trennen müssen. Bezüglich der Neigungen der damaligen “Linken” der letzten Stunde wären Zweifel angebracht gewesen. Das Zusammentreffen von Fraktionen und sozialistischen Parteien auf Positionen, die durch die bolschewistische Initiative aufgestellt wurden, waren ein unvermeidliches Mittel, um die Komintern aufzubauen. Durch den Druck von Weltereignissen wie den kürzlich zuvor beendeten imperialistischen 1. Weltkrieg und die siegreiche Oktoberrevolution, die die wirtschaftliche soziale Struktur des internationalen Kapitalismus umwälzten, musste keine Minute gezögert werden, um den Versuch zu unternehmen, eine internationale Parteizentrale zu organisieren, die fähig war, dem sich zu radikalisierenden Proletariat den Weg zu zeigen.
Mit dem zweiten Kongress wurde eine Art Barriere aufgestellt, um zu verhindern, dass Prinzipien, Doktrin und Praktiken von den opponierenden Klassen durch die Sozialdemokratie eingeführt wurden.
Das war ein großes Resultat, das den Unumkehrbaren Übergang zur einzigen kommunistischen Weltpartei kennzeichnete. Nur Überheblichkeit und abtrünnige Eingebildete können dies als überholt oder falsch betrachten.
Die ehemaligen kommunistischen Parteien haben für immer dem Kommunismus und seiner großartigen geschichtlichen Vorstellung den Rücken gekehrt. Aus diesen werden keine “linken” Fraktionen entstehen, die fähig wären, sich mit den neuen Vorkämpfern des revolutionären Kommunismus zu vereinigen und dabei sich noch von diesen kümmerlichen Parteien zu trennen. Diese Parteien haben sich nunmehr mit dem kapitalistischen und politischen Regime identifiziert. Ihre Revision ist vollständig geworden. Es gibt keinen kommunistischen Satz mehr in ihren Programmen, in ihren Texten, in ihren Verlautbarungen und Aktionen. Es muss von diesen Parteien das gesagt werden, was von den sozialdemokratischen Parteien gesagt wurde: sie sind nicht die “Rechte” der Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung, sie sind die Linke des Bürgertums.
Die charakteristischen Thesen von 1951, die von der Linken erarbeitet wurden, fassen die geschichtliche Entwicklung des Proletariats zusammen und gewinnen die gleiche geschichtliche Bedeutung der Thesen des 2. Kongresses der Komintern. Sie stellen unzweideutig die Trennlinie zwischen dem revolutionären Marxismus und dem Opportunismus dar.
In diesem Sinne repräsentieren die “charakteristischen Thesen” und die darauffolgenden nicht die Kernpunkte der “italienischen” Partei, und auch nicht der heutigen kleinen und schwachen Partei, sondern der zukünftigen starken und gefestigten Internationalen Kommunistischen Partei. Ähnlich der Arbeit der italienischen Linken in der Komintern, in der sie sich nicht nur für die italienische Partei interessierte, sondern euch und vor allem für die Weltpartei.
In den Thesen nach dem zweiten Weltkrieg überwiegen wie ein ununterbrochener Leitfaden – die grundlegenden Motive, die die klare Parteiarbeit im PC d‘I und in der Komintern charakterisiert hatten, und zwar vom Anfang bis zum Ende ihrer Anwesenheit in der internationalen kommunistischen Bewegung und in der Opposition. Eine Opposition, die notwendig wurde, da die Exekutive bedrängt durch die gegenrevolutionäre Welle nach und nach die Anfangspositionen fallen ließ. Von der Niederlage der Revolution und der kommunistischen Bewegung stellen die Positionen des revolutionären Marxismus, welche die Linke verteidigte, die Bezugspunkte für den Wiederaufbau der Weltpartei dar. Unter diesen Positionen, die keinen ideologischen Apriorismus widerspiegeln, sondern klare Anhaltspunkte (in der Doktrin und in der praktischen Arbeit, erworben im Laufe der physischen Auseinandersetzungen, die oft blutig waren), ragen diejenigen hervor, die gegenüber den Positionen der verratenden Parteien das pure Gegenteil aussagen. Eine dieser wichtigen unterscheidenden Positionen ist diejenige, welche die bürgerliche Demokratie als ein Regime, das die Klassenbeziehungen am meisten mystifiziert, und nicht als ’ewiges’ Regime für die Emanzipation des Proletariats vom Kapitalismus definiert. Eine zweite lehnt jede demokratische parlamentarische Praktik ab. Eine dritte sagt aus, dass organisatorische Verbindungen oder politische Bündnisse mit sogenannten “nahen”, “linken” oder “ähnlichen” Parteien, Gruppen oder Fraktionen abgelehnt werden müssen. Eine vierte charakterisiert den nicht pazifistischen, nicht legalen und nicht gewaltlosen Umsturz der bürgerlichen Macht; und die Errichtung der diktatorischen Macht des Proletariats unter Leitung der Internationalen Kommunistischen Partei.
Für jeden und jede, die sich ehrlich und seriös für den revolutionären Marxismus einsetzen wollen, ist klar ersichtlich, dass die Partei sich von frontistischen, pazifistischen demokratischen Positionen distanziert, die von politischen Gruppen geltend gemacht werden, für die die Revolution eine Frage der Form statt der Kraft ist. Positionen, die die Verbreitung und Verstärkung der Partei eher in politischen Verbindungen und in organisatorischen Vereinbarungen suchen, anstatt auf der Basis der Analyse der Klasseninteressen nach der nun mehr als hundertjährigen revolutionären marxistischen Praxis.
Bewusste Unnachgiebigkeit
Die kleine und begrenzte Partei von heute ist überzeugt, das Bezugszentrum für alle politischen Kräfte zu bilden, die beabsichtigen, sich unter die Fahne der kommunistischen Revolution zu stellen. Sie ist auch davon überzeugt, dass nur in der Ausweitung ihres Einflusses im Proletariat die Garantie des Wiederaufbaus der Weltpartei liege.
Diese Überzeugung ist durch die geschichtliche Erfahrung herangereift und steht in der alten und noch aktuellen Doktrin. Mit ehrlicher Offenheit werden wir allen jenen wiederholen, die sich von der Partei getrennt haben, in der Illusion Wege einzuschlagen, die den Lauf der Ereignisse verkürzen oder beschleunigen könnten; dass sie dazu beitragen, Energien zu vergeuden, anstatt diese für die revolutionäre Arbeit der Partei einzusetzen, die Klasse zu verwirren, die schon vom Opportunismus konfus gemacht worden ist.
Auch wenn unter diesem Aspekt daran gedacht wird, mit ernster Entschlossenheit den geschichtlichen Prozess zu stimulieren, dann ist der einzige mögliche Weg, derjenige der revolutionären Unnachgiebigkeit, die bis zum Schluss durchgeführt werden muss; indem die aktiven Kommunisten gegenüber ihren Positionen, dem Programm und der Organisation diszipliniert bleiben.
Diesbezüglich sollen die Ermahnungen der Linken gegenüber der Exekutive der Komintern eine Lehre sein, als geglaubt wurde, der kapitalistischen Offensive entgegenzuwirken und einen Gegenangriff zu starten in einer Phase des revolutionären Rückgangs, indem immer häufiger zwischen einem Notbehelf und einem anderen Notbehelf geschwankt wurde. Kein Ausweg konnte die Niederlage stoppen. Keine hin und her schwankende Taktik konnte die ungünstige Tendenz umkehren.
Weder konnten es die “Syndikalisten”, noch die restlichen Opponenten. Keine organisatorische Formel, wie die der “Bolschewisierung” konnte die Kräfteverhältnisse ändern, die sich gegen das Proletariat formierten. Auch die auf richtigen Positionen festhaltende Linke konnte keinen Damm gegen das Ausweiten des Opportunismus bilden; mit dem Unterschied, dass ihr bewusst wahr, dass der Kampf nunmehr verloren war und dass jede Anstrengung für die Verteidigung des Programms und der Doktrin hätte unternommen werden sollen. Dies ist eine unerlässliche Bedingung und Vorrangig für die Wiederaufnahme des revolutionären Weges, wenn eine neue günstige Periode begonnen hätte. Die Linke wurde beschuldigt, “doktrinär” sowie “verräterisch” zu sein, da sie sich weigerte sich “linken Fraktionen”, transitorischen Programmen, “neuen” Internationalen anzuschließen.
Es brauchte Mut, revolutionären Mut, auf eine “Gegenoffensive” zu verzichten. Es wurde darauf verzichtet, da keine solide Basis vorhanden war, wie auch es Marx vorzog, lieber die erste Internationale aufzulösen, als sie irgendwelchen Machenschaften auszuliefern, die sie in Verruf gebracht hätten; mit der Absicht, dass eine neue Internationale dort den fruchtbaren Weg wieder aufgenommen hätte, wo die erste Internationale gezwungenermaßen aufgehörte hatte.
Um die kleine, aber große Partei
Auf Grund der Arbeit und der Gesamtheit der Auseinandersetzungen der Linken, die durch die jetzige kleine internationale Partei verkörpert werden, glauben wir, dass hier der Ort der kommunistischen Rekrutierung, der Wiederherstellung der Doktrin, der Verteidigung des Programms, der Erarbeitung der Taktik ist, sowie auch der Vorbereitung des nächsten revolutionären Ansturms des Proletariats. Es ist hier, wo die wirkliche Möglichkeit besteht, die ehrlichen revolutionären Kräfte zu verbinden und die Widersprüche zu lösen, die das Proletariat noch davon abhalten, sich von den verräterischen Parteien loszusagen.
Eine Partei, die trotz den Schwierigkeiten dennoch der Doktrin, dem Programm und den Prinzipien treu geblieben ist, verdient Respekt, Hingabe und Disziplin. Die Linke ist folglich gegen Verbindungen, Blöcke und Fusionen nach opportunistischer Art, aber sie ist für das Zusammenkommen von kämpferischen Willen und von Kräften, die durch den Kommunismus als Ziel verbunden sind. Ein Kommunismus, der als einheitliches Gebilde von Prinzipien und Zwecken, mit Programm und einer Taktik aufgefasst sein soll; in dem die einzelnen Mitglieder und Mitgliederinnen, da sie für immer diese Gesellschaft verleugnet haben, sich frei und befreit fühlen, um unserem Anliegen ihren solidarischen Beitrag zu geben.
Wir sind noch in einer Zeit, in der die gegenrevolutionären Kräfte die Oberhand haben, und es gibt kein internationales “Konzil”; das uns herausführt. Auch keine wiederbelebte Einheitsfront zwischen “kommunistischen” Parteien (die nicht zu finden sind) oder zwischen “extremistischen” Gruppen ohne Tradition führt uns heraus.
Die ersten Symptome eines Produktionsrückganges; das Unwohl, das im Proletariat herrscht, das von der wirtschaftlichen Offensive des Bürgertums schwer getroffen wird, als auch das Abfallen von Mittelschichten ins Unterproletariat konkretisieren sich in der höheren Popularität von einigen oppositionellen parteiähnlichen Sekten des Opportunismus; mit Ablenkungsmanövern versuchen sie, jene Proletarier zu leiten und an die Gesetze des Staates zu binden, die sowohl den grösser werdenden Druck des Bürgertums spüren, als auch immer klarer den Verrat der Parteien und der Gewerkschaften erkennen, die sich selbst “Arbeitergewerkschaft” nennen.
Dieser Sachverhalt ist weit davon entfernt, eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen den Klassen zu charakterisieren. Es ist nunmehr ein alter Trick der politischen Taktik des Bürgertums, dem Bürgerlichen Regime loyale Oppositionen unter dem Zeichen der “Dissidenz” zu erzeugen, die die Beschränkungen der Legalität nicht überschreiten. Dieses Manöver funktioniert besonders wegen der Schwäche der Klasse der Werktätigen.
Wir glauben, dass die allgemeine Krise des wirtschaftlichen Systems des Kapitalismus am heranreifen sei, und dass diese tiefe soziale und politische Risse erzeugen könnte, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass sie das Proletariat wieder in Bewegung setzt und den natürlichen Boden für die Auseinandersetzungen zwischen Programm und Parteien erzeugt.
In Abwesenheit dieser objektiven Bedingungen, die die Gründung der 3. Internationale gerechtfertigte, kann die These der Befürworter der “neuen” Internationale der “Föderation” der “kommunistischen” Oppositionen nicht aufrecht bleiben, und es bleibt nur die Anmaßung der Verfechter, die meinen, den Mangel an Kräften mit verbalen Etiketten und Verkündigungen wettmachen zu können. Ausschlaggebender Faktor ist hingegen auch eine kleine Schar von wahren Kommunisten heute, die sich seit Jahrzehnten für eine Wiederherstellung der Theorie und der kommunistischen Programmen engagieren. Aber es wäre demagogisch zu behaupten, dass diese Schar einfach so die Führung des Proletariats übernehmen könne, ohne von einer großen und effektiven Unterstützung des Proletariats gestützt zu sein.
Wenn es einen “Vergleich” schließlich geben kann, so hat dieser keinen Sinn auf der Basis des Programms, für den einfachen Grund, dass die Programme nicht am Tischchen vergleichbar sind, aber sie sind es in der Praxis, wo Kräfte, Waffenverhältnisse und praktische Hinweise aufeinanderstoßen und sich messen.’: Aufgrund dieser Hinweise ist das Proletariat fähig, sich orientieren zu können und zwischen den Fronten zu wählen. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass der “Vergleich” nur ein Vorwand für eine “Verhandlung” ist, das ist eine typische Methode der Diplomatie zwischen bürgerlichen Parteien. Und die Verhandlung, zum Beispiel, ob die Losung zum Generalstreik mittels der Klassen Organisation des Proletariats gegeben werden soll oder nicht, wird unsere Zustimmung erhalten, wenn die objektiven Bedingungen vorhanden sind, die heute nicht existieren.
Wir “vergleichen” mit niemandem unser Programm, ebenso wenig verhandeln wir, um ihn mit anderen Parteiprogrammen zu mischen. Wenn es an der Zeit sein wird, werden wir überlegen, wie die proletarische Aktion anzugehen ist, und zwar in einer Art, welche die Unabhängigkeit und die Autonomie der Partei garantiert, als auch die Erlangung eines Vorwärtskommens der Klasse hin zum Ziel der Eroberung der politischen Macht.
Die bisherige gemachte Erfahrung lehrt uns, dass diejenigen, die sich Arme und Beine für gewisse “politische Verträge” ausreißen, in der Regel am vereinbarten Termin für die praktische Aktivität fehlen. Um sb mehr, bleibt der Vorschlag, über den Wiederaufbau der Partei zu “verhandeln”, im Gebiet der Utopie, und ist dazu nicht realisierbar, außer wir möchten die Partei entarten lassen.
Gegen solche abtrünnigen Praktiken hat sich die Linke seit immer gewehrt. Nichts hat sich geändert, dass diese Positionen geändert werden müssten.